
Ich habe heute im Netz einen wunderschönen Text gelesen, zu dem ich gar nicht viel sagen möchte – er spricht für sich. Vielleicht nur, dass er von Hilde Domin geschrieben wurde, einer deutschen Schriftstellerin jüdischen Glaubens, die bis 1939 in Italien lebte und dann flüchten musste.
„Keine Katze mit sieben Leben,
Hilde Domin, 1909-2006
keine Eidechse und kein Seestern,
denen das verlorene Glied nachwächst,
kein zerschnittener Wurm
ist so zäh wie der Mensch
den man in die Sonne
von Liebe und Hoffnung legt.
Mit den Brandmalen auf seinem Körper
und den Narben der Wunden
verblasst ihm die Angst.
Sein entlaubter Freudenbaum
treibt neue Knospen,
selbst die Rinde des Vertrauens
wächst langsam nach.“
Es gibt Texte, die kann man nur auf sich wirken lassen. Ich habe das Gefühl, egal was ich schreibe, es würde dem Text nicht gerecht werden. Darum tue ich es auch nicht. Vielleicht ist diesmal Schweigen tatsächlich Gold.